Wiedereröffnung des Kettenschmiedemuseums am 11. 10. 2008

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An diesem Samstagnachmittag hatten sich zahlreiche Gäste und Dorfbewohner vor dem Kettenschmiedemuseum im Mühlenpark in Warstein-Sichtigvor eingefunden, um bei der feierlichen Wiedereröffnung dabei zu sein. Der Vorsitzende des Arbeitskreises für Heimatpflege im Kirchspiel Mülheim, Peter Marx, erläuterte in seiner Begrüßung den Anlass für die Feierstunde.
Zur Vorgeschichte muss gesagt werden, dass der Arbeitskreis für Heimatpflege im Jahr 1984 eine Museumskettenschmiede errichtet hatte, um damit an ein Handwerk zu erinnern, das von 1840-1970 eine bedeutende Erwerbsquelle im Möhnetal darstellte. In den Heimschmieden mit zwei oder auch mehr Schmiedefeuern verschweißten die Schmiede Kettenglieder in mühevoller Handarbeit zu Ketten für die Landwirtschaft und Industrie.
Eine Erweiterung der Museumskettenschmiede wurde notwendig, weil die Schmiedeleute häufig Probleme hatten, größere Besuchergruppen in der Kettenschmiede unterzubringen. In den Sommermonaten wurde oft einfach ein Fenster geöffnet, damit einige Besucher auch von Außen die Vorführungen verfolgen konnten. Weiterhin werden dem Arbeitskreis für Heimatpflege immer wieder Exponate aus der Zeit des Kettenschmiedens angeboten, wie z.B. eine alte Recke zum Kalibrieren der Ketten oder ein Rommelfass zum Polieren fertiger Kettenstränge.
Vor drei Jahren reifte die Entscheidung, die Kettenschmiede von einer Grundfläche von 26 qm auf insgesamt 45qm zu vergrößern. Es war wichtig, dass der Anbau im gleichen Stil der früher üblichen Heimschmieden errichtet werden sollte, in denen die Männer der heimischen Familien in kleinen Arbeitsgruppen von 2 bis 5 Kettenschmieden im Nebenerwerb ihr Geld verdienen konnten. Mit den Umbauarbeiten konnte am 23. Juni 2007 begonnen werden. Schon ein Jahr vorher wurde das Eichenholz im Hirschberger Wald zugeschnitten und anschließend teilweise verarbeitet. Nachdem die neuen Fundamente standen, musste ein Teil der alten Schmiede abgebrochen werden, so auch ein Teil der schönen Bruchsteinwand, die aber an neuer Stelle wieder aufgemauert wurde. Im Frühjahr konnte das Fachwerk zugeschnitten, verzimmert und auf die Fundamente gestellt werden. Das Ausmaß des Anbaus war erst richtig zu erkennen, nachdem das Dach aufgesetzt worden war. Das Richtfest konnte am Pfingstsamstag bei herrlichem Wetter gefeiert werden. Gleich danach ging es weiter, das Dach musste gedeckt werden und das Fachwerk erhielt Ausmauerungen mit Ziegelsteinen im gleichen Stil wie die bestehende Schmiede.
Neue Fenster, die zu den bereits vorhandenen Fenstern passen, wurden hergestellt und eingebaut. Nachdem der Fußboden originalgetreu aus Ziegelsteinen neu verlegt worden war, ging es ans Einrichten und Aufstellen der Exponate. Damit konnte die Schmiede im September 2008 wieder in Betrieb genommen werden.
Der Anbau wurde ausschließlich in Eigenleistung in über 2000 Arbeitsstunden errichtet. Dabei leisteten die Schmiedeleute des Arbeitskreises für Heimatpflege (Bernd Eickhoff, Markus Cramer, Peter Lenze, Hartmut und Ulli Peitz Burkhard Schütte, Peter Marx) die weitaus größte Zahl an Arbeitsstunden neben 23 weiteren Helfern.
Zur Freude der Schmiedeleute unterstützten etliche Dorfbewohner und Passanten mit einer Getränkespende die Bauarbeiten vor Ort.
Die Finanzierung des Erweiterungsbaus wurde dem Arbeitskreis für Heimatpflege insbesondere durch einen Zuschuss der NRW Stiftung ermöglicht. Der Antrag an die Stiftung, Referat Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege in Düsseldorf war durch die Unterstützung von Prof. Dr. Wilfried Stichmann bewilligt worden. Prof. Stichmann ließ es sich nehmen, in einer kurzen Ansprache herauszustellen, dass die NRW Stiftung mit dem Kettenschmiedemuseum neben dem Handwerkerdorf in Rüthen und dem Kalkofen in Suttrop ein weiteres Objekt gefördert hat, das sich durch praktische Tätigkeiten von anderen Museen unterscheidet. Die Ortsvorsteher von Sichtigvor und Mülheim Friedel Sprenger und Rainer Stamen überbrachten die Grüße der politischen Gremien der Stadt Warstein und der Vereine des Kirchspiels Mülheim verbunden mit einer kleinen finanziellen Unterstützung.
Zur Wiedereröffnungsfeier fehlte es nicht an der Sorge für das leibliche Wohl: Cafeteria, Würstchengrill und Getränketheke hielten alles dafür bereit. Das Tambourkorps Sichtigvor und die „Alten Herren“ des Musikvereins Sichtigvor boten den musikalischen Rahmen.

Die Schmiedeleute

Schmiedegruppe

 

 

hinten: Bernd Eickhoff, Peter Lenze, Markus Cramer, Hartmut Peitz, Bastian Freudricht, Peter Marx
vorne: Bastian Peitz, Jochen Schmidt, Peter Prinz, Ulli Peitz (†), Burkhard Schütte
es fehlen: Eric Lenze, Andre Schütte

Schmiedegedicht

DIE DORFSCHMIEDEN

von Franz Wohlmeiner

Es liegt aus Jugendtagen
Ein Hämmern mir im Ohr,
Das war ein rührig Plagen
Im Dörfchen Sichtigvor.

Morgens in früher Stunde
Beginnt ein emsig Tun
Der Schmiedeleute im Bunde,
Wer wollte da noch ruhn.

Als ging es um die Wette
Mit frischem frohen Mut
Geschmiedet wird die Kette
In greller weißer Glut.

Die Jungen wie die Alten
Im starren Lederschurz
Sind jetzt nicht mehr zu halten
Ans Werk, der Tag ist kurz.

Schon sieht man Essen rauchen,
Der Koks wird rangeschafft,
Die Blasebälge fauchen,
Die große Schere klafft.

Der Stahl wird nach dem Biegen
Zum Vorwärmer gebracht,
Damit am End der Riege
Die Glut ihn nutzbar macht.

Nun Zang‘ um Zange fliegen
Zum Feuer hin und her.
Die schwiel’gen Hände fügen
An Gliedern mehr und mehr.

Den Blasebalg zu rütteln
Mit Fußbrett es begann,
Bis man bei bess’ren Mitteln
Das Hunderad ersann.

Dem Hund und Mensch zum Segen
Schritt Onkel Trost zur Tat.
Es anders zubewegen
Baut er ein Wasserrad.

Die Wasserkraft am Hange
Ward bald herbeigeführt.
Es dauerte nicht lange,
Das Rad sich emsig rührt.

Bald trieb des Baches Segen
Der Räder mehr und mehr;
Die an dem Hang gelegen,
Die schätzten dieses sehr.

Doch mit der Technik Walten
Kam die Elektrokraft.
Man braucht jetzt nur zu schalten,
Der Ventilator schafft.

Die Jahre sind verronnen,
Die Schmieden stehen leer.
Fabriken haben begonnen,
Der Markt verlangt nach mehr.

Das Hämmern ist verklungen,
Es klang so hell und wach;
Die Zeit hat es verschlungen,
Mir hämmert’s heimlich nach.